Dieser Blog ist unserem Jubiläum und insbesondere den Gründer*innen gewidmet, die wir seit 1999 begleiten durften. 20 Wochen vor unserem großen Tag haben wir wöchentlich ein neues Porträt veröffentlicht. Der Countdown mündete in unserer großen Geburtstagsparty CONNECT & CELEBRATE am 13. September 2019!
Freitag, 26. April 2019
Veranstaltungstechniker · Potsdam
Ich bin Veranstaltungstechniker und als Einzelunternehmer selbstständig. Dabei arbeite ich hauptsächlich für andere größere Veranstaltungstechnikfirmen. Meine Tätigkeitsfelder sind je nach Auftrag sehr unterschiedlich. Das Spektrum reicht von Bühnenbau, über Lichttechnik, Videotechnik bis hin zur reinen Tontechnik für öffentliche und private Veranstaltungen. Für meine Branche ist eine hohe Reisetätigkeit Usus, vor allen wenn man zusammen mit Bands tourt. Mein Arbeitsort ist quasi die Welt und zu einem hohen Prozentteil Berlin und Umgebung.
Die Veranstaltungstechnik ist für mich eine interessante Branche: man lernt bei jedem Auftrag eine Menge neuer Menschen kennen, kann hinter die Kulissen von spannenden Veranstaltungen schauen, sieht und arbeitet mit Prominenten aus Musik, Politik, Film und Fernsehen und bespielt tolle Veranstaltungsorte. Der Beruf ist sehr abwechslungsreich und vielfältig. Es gibt keinen Tag, der wie der andere ist und man stellt sich jedes Mal auf eine unbekannte Situation ein. Außerdem kann man für meine Bedürfnisse als selbstständiger Veranstaltungstechniker gutes Geld verdienen.
Ich habe damals eine Ausbildung zur Elektrofachkraft für Veranstaltungstechnik absolviert und mich mit 25 Jahren selbstständig gemacht. Die Lehre umfasste alle wichtigen Gebieten der Veranstaltungstechnik und gibt mir dadurch die Freiheit für die unterschiedlichen Felder wie zum Beispiel Ton, Licht und Bühnenbau tätig zu sein. Ich bin selbst Musiker. Die Leidenschaft zur Musik hat mich zu diesem Berufsfeld geführt.
Die Veranstaltungsbranche ist in den letzten Jahren gewachsen, was für den wirtschaftlichen Wohlstand einer Gesellschaft spricht. Ich persönlich habe mich in den letzten Jahren fachlich und technisch weiterentwickelt. Aufgaben, die mir zu Beginn meiner Selbstständigkeit noch Bauchschmerzen bereitet haben, fühle ich mich heute gewachsen. Die Technik, mit der wir als Veranstaltungstechniker arbeiten, hat sich maßgeblich verändert und auch verbessert. Die Geräte sind viel kleiner und handlicher geworden. Das klassische Mischpult wird beispielsweise irgendwann aussterben. Heutzutage nutzen viele Tontechniker bereits ein Pad zum Abmischen des Sounds. Das macht das Arbeiten insgesamt leichter.
Brandenburg und im speziellen Michendorf ist meine Heimat. Mittlerweile wohne ich in Potsdam.
Ich bin damals mehr in die Selbstständigkeit hereingerutscht, als mich bewusst dafür zu entscheiden. Innerhalb der Veranstaltungsbranche ist es üblich, dass mehr mit freien Mitarbeitern als Angestellten gearbeitet wird. Das liegt hauptsächlich daran, dass die Veranstaltungsfirmen den Bedarf an Mitarbeitern schlecht im Voraus planen können. Ich bin ein freiheitsliebender Mensch und mag es sehr, dass meine Zeitplanung und die Gestaltung meiner Firma in meinen eigenen Händen liegen. An einem sonnigen Tag finde ich es zum Beispiel toll, spontan entscheiden zu können, heute lieber frei zu machen und dafür an einem anderen Tag länger zu arbeiten.
Es gab immer wieder Durchstrecken in der Selbstständigkeit, gerade zu Beginn. Die Geschäftskontakte mussten sich erst entwickeln. Mittlerweile habe ich einen kleinen Pool von circa zehn verschiedenen Veranstaltungsfirmen aufgebaut, die mich regelmäßig buchen. Der Job als Veranstaltungstechniker kann zuweilen sehr kräftezehrend sein. Nach langen Veranstaltungstagen habe ich mich manchmal schon gefragt, ob der Job der richtige für mich ist oder ob ich woanders nicht besser aufgehoben wäre.
Ein Vorteil ist die Dosierung der Arbeit. Ich arbeite im Winter gern mehr und habe dafür im Sommer für eine längere Zeit frei und kann die warme Jahreszeit genießen. Manchmal würde ich mir wünschen, mal eine komplette Woche an einem Ort mit den gleichen Menschen zusammenzuarbeiten. Das kommt bei meiner Tätigkeit eher selten vor. Normalerweise muss ich mich jedes Mal auf neue Gesichter und einen unbekannten Ort einstellen.
Es gab sicherlich ein paar Fehlinvestitionen an technischen Geräten, die ich mir hätte sparen können. Seit Beginn meiner Selbstständigkeit gab es auch hin und wieder Kunden, mit denen man von Anfang an nicht zusammenarbeiten sollte.
Ich würde jungen Gründer*innen empfehlen sich ausführlich über ihre jeweilige Branche zu informieren und soweit es möglich ist die Entwicklung der Branche einzuschätzen. Macht es Sinn innerhalb eines Feldes zu gründen, dass bald aussterben wird? Der Austausch mit bestehenden Unternehmer*innen ist immer sehr hilfreich und würde ich auf alle Fälle empfehlen.
Vielen Dank Kai für das interessante Interview!
Kai Kittelmann
Smockman Sound
0176 41015050
Das Interview führte Karina Börner (boerner@socialimpact.eu) am 14.05.2019.