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„Den Business­plan schrei­be ich in vier Stun­den.“

Dienstag, 07. August 2018

Christin Werner über Motivation, Zweifel und Erfahrungen bei der Gründung ihrer Hundepension in Potsdam – Marquart

Christin, wie alt bist du und was gründest du?

Ich bin 28 und habe jetzt nach über 5 Jahren Planungszeit endlich den Mut gefasst meine Hundepension zu gründen.

5 Jahre Planungszeit – das heißt du hast dich schon länger mit der Idee der Gründung befasst?

Ich hatte vor fünf Jahren schon den Wunsch etwas mit Hunden zu machen und das erste was mir in dieser Richtung einfiel, war die Eröffnung einer Hundepension. Damals habe ich in Thüringen gewohnt und dort nach Grundstücken gesucht. Heute kann ich sagen, dass ich dort glücklicherweise nichts passsenden gefunden habe. Vielleicht sollte das ja so sein, denn kurze Zeit später lernte ich meinen Freund kennen und bin zu ihm nach Brandenburg gezogen. Er hatte das passende Grundstück für mein Vorhaben.

Das schreit ja förmlich nach Schicksal! Was genau kann ich mir unter einer Hundepension vorstellen?

Das heißt ich betreue Hunde, wenn ihre Besitzer in den Urlaub fahren, krank werden oder Notfälle haben. Ich unterscheide dabei zwischen der Hundetagesstätte, wo die Tiere tagsüber von mir betreut und versorgt werden und der Hundepension, wo sie über einen längeren Zeitraum bei mir wohnen. Die Hunde leben bei uns, wir spielen mit ihnen, führen sie aus, füttern sie und haben sie einfach gern.

Wo genau befindet sich deine Hundepension in Potsdam?

Die befindet sich in Potsdam Marquart, im Friedrichspark. Idealerweise ist das ein Gewerbegebiet. Das heißt wir haben keine Nachbarn, die sich durch das Bellen der Hunde gestört fühlen könnten.

Cool. Du sprichst oft in der Wir-Form, gründest du die Hundepension zusammen mit deinem Freund?

Ich spreche immer von wir, weil mein Freund stark in alle baulichen Prozesse eingebunden ist und sich in diesem Bereich gut auskennt. Die Hundepension werde ich jedoch allein betreuen und zukünftig eventuell eine Aushilfskraft anstellen.

Wie bist du auf die Idee gekommen zu gründen und warum speziell eine Hundepension?

Meine Familie hat seit ich denken kann Hunde und sogar eine eigene Hundezucht, von der ich später meinen ersten eigenen Schäferhund bekommen habe. Das hat mich von klein an geprägt und trägt sicherlich stark zu meiner Entscheidung bei.

Vor meiner Gründung hatte ich einen Bürojob und war täglich acht bis neun Stunden dort. Hinzu kamen nochmal zwei Stunden Fahrweg. Ich habe mich gefragt, ob es da nicht eine Alternative gibt. Einen Job, wo ich mehr Zeit für meinen Hund habe und von zu Hause arbeiten könnte. Meine Freunde unterstützten diesen Gedanken zusätzlich, indem sie mir sagten, dass ich etwas Eigenes auf die Beine stellen soll und der Typ für die Selbstständigkeit bin. Das war der Wendepunkt, wo ich zu mir selbst gesagt hatte: es muss sich etwas ändern! Ich erzählte daraufhin meiner Familie von meinen Gründungsplänen. Die Reaktionen waren sehr verschieden. Von purer Begeisterung und anfänglichen Zweifeln seitens meiner Eltern, war alles vertreten. Letztlich standen sie dann aber doch hinter meinem Vorhaben und dann ging es auch schon los und ich hatten meine erste Gründungsberatung bei Enterprise.

Das war in diesem Jahr….

Genau das war Ende Januar 2018.

Du hattest gerade erzählt, dass du Unterstützung durch deine Familie und deinen Freund hattest. Würdest du sagen, dass es auch ohne fremde Hilfe geht?

Hätte meine Familie und mein Freund die Idee eine Hundepension zu gründen komplett abgelehnt und mir im Notfall jegliche Unterstützung untersagt, hätte ich wahrscheinlich nicht gegründet. Ich weiß, dass sie mir bei finanziellen Engpässen jederzeit helfen würden, was ich jedoch ablehne. Das mein Unternehmen und ich habe den Anspruch das allein zu stemmen. Für mich war jedoch der emotionale Rückhalt durch meine Familie und Freunde entscheidend. An manchen Tagen reichte ein einfaches Schulterklopfen und ein „toll, hast du das gemacht“. Das war und ist sehr aufbauend und ich kann mich dafür sehr glücklich schätzen.

Wenn du an die letzten sechs Monate zurückdenkst, was war das prägendste Ereignis während deiner Gründungsphase?

Das prägendste Ereignis war wohl, dass ich voller Motivation beschlossen habe mich selbstständig zu machen und geglaubt habe, dass der bloße Gang zum Gewerbeamt dafür reicht. Bei meinem ersten Workshop bei Enterprise stellte ich schnell fest, dass da doch noch etwas mehr Aufwand dahintersteckt. Ich dachte anfangs, dass sich ein Businessplan in vier Stunden herunterschreiben lässt – letztlich habe ich zusammen mit meiner Beraterin drei Monate gebraucht. Sich zu gründen ist nicht einfach mal nebenbei gemacht und braucht einiges an Vorarbeit und Vorwissen. Das nehme ich aus den letzten sechs Monaten und meiner Vielzahl an Beratungen bei Enterprise mit.

Hat dich diese Erkenntnis zwischenzeitlich an deinem Vorhaben zu gründen zweifeln lassen?

Ja als es um den Bauantrag ging. Wir wohnen in einem Gewerbegebiet was bedeutet, dass eine Gewerbegründung prinzipiell möglich ist. Die Gründung einer Hundepension wäre in einem Wohngebiet weitaus schwieriger. Die erste Auskunft vom Bauamt war, dass wir bauen dürfen. Nach Gesprächen mit meinen Beratern und meinen Eltern habe ich festgestellt, dass es gar nicht so einfach geht wie anfangs gedacht. Ich habe gelernt, dass ich den Bauantrag nicht selbst, sondern dieser vom Architekten gestellt wird. Nach meinem ersten Architektengespräch und der Nachricht, dass für den Bauantrag 8000 Euro anfallen, wollte ich zunächst alles hinwerfen. Das war ein kurzer Tiefschlag. Zwei Tage später siegten meine Motivation und Freude für das Projekt und ich beschloss weiter zu machen.

Kann man dich online finden?

Ja, man findet mich im Netz unter www.hunde-potsdam.de Die Homepage befindet sich gerade noch im Aufbau, aber gibt bereits einen ersten Eindruck über mein Angebot und das Konzept der Hundepension. Auf Facebook findet man mich unter „Hundepension Potsdam“ und ich bin auch bei Google My Business vertreten. Sobald meine Flyer fertig sind, wird man mich hoffentlich auch in jeder Potsdamer Tierarztpraxis und in den Hundefuttergeschäften finden.

Was würdest du nach deinen Erfahrungen anderen Gründer*innen mit auf den Weg geben?

Nehmt alle Beratungen mit, die ihr kriegen könnt. Geht zur Erstberatung der IHK, geht zum Arbeitsarbeit, habt keine Angst zu Enterprise zu gehen - ein ganz tolles Team und eine super Vorgründungsberatung. Habt einfach keine Angst und fragt, fragt, fragt, wenn ihr nicht weiterwisst oder euch unsicher seid. Sagt nicht: „ich mach das mal eben so und schaffe das allein“, sondern holt euch professionelle Unterstützung und lasst euch bei der Gründung helfen.

Vielen Dank für das Interview Christin!

Das Gespräch führte Julia-Toni Reiche (Enterprise-Deine Gründungswerkstatt, reiche@socialimpact.eu)

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