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Weiblich, ländlich und selbstständig.

Mittwoch, 31. August 2022

Unsere Powerfrauen aus Wittstock im Portrait.

Perlenmädchen - Die Kreativagentur

„…Wir werden uns nicht stellen und Kreativität ist unsere Waffe…“

Die Perlenmädchen der Perlenmädchen - Die Kreativagentur starteten die erste Werbung eigener Sache in einer Nacht- und Nebelaktion und beklebten Wittstock mit Fahndungsplakaten, versehen mit frechen Wortspielen. Ein Bekennerinnenschreiben an die örtliche Presse mit dem Titel: „Wir werden uns nicht stellen und Kreativität ist unsere Waffe“ wurde hinterher geschossen, die Auflösung gab es auf der Website. Clever, unangepasst und sich stets treu – das macht die beiden Wittstockerinnen zu erfolgreichen Originalen. 2021 wurde sogar die Staatsanwaltschaft und Polizei durch die außergewöhnlichen Ideen der beiden Frauen hellhörig. So wurde Post an Kund:innen teilweise sehr kritisch ins Visier genommen, welche das Design eines anonymen Täterschreibens hatte. Ziel erreicht – die Werbeagentur war in aller Munde und nach Aufklärung der Aktion auch die Kund:innen begeistert, die lokale Presse berichtete auch hier.

Ungewöhnlich erfrischend machen also die jungen Frauen aus der Ostprignitz mit frechen Werbeslogans und einzigartigen Designs auf sich aufmerksam.

14 Jahre Zusammenarbeit und Freundschaft mit Gitte … wie habt ihr euch kennengelernt?

Nadine: Das war in der elften Klasse. Gitte und ich sind zum ersten Mal in einem gemeinsamen Kurs aufeinander getroffen. Seitdem sind wir enge Freunde und bis heute ja auch Geschäftspartnerinnen.
Ich bin dann nach Berlin gegangen und habe Kommunikation studiert, Gitte ist nach dem Abi nach Hamburg gezogen, um Grafikdesign zu studieren, doch der Kontakt brach nicht ab – im Gegenteil.
Uns verbindet eine tiefe Freundschaft, und auch wenn Gitte heute in Schleswig-Holstein lebt und ich hier in Wittstock, hat sich das nicht geändert.

Wie kam es dann zur gemeinsamen Gründung?

„Ich war schon immer eine kleine Rampensau.“

Nadine: Nach dem Studium begann für mich ein Hangeln von Praktikum zu Praktikum. Unternehmen wollten mich im Büro und für die Verwaltung, doch das wollte ich nicht, denn mit meinem Studium der Kommunikation wollte ich genau das: Marketing, am Kunden arbeiten und kreativ sein und kommunizieren. Ich war schon immer eine kleine Rampensau. So war auch bei der Abiturrede klar, wer sie hält – Nadine, wer denn sonst? Mich haben Wortspielereien und die Wirkung von Sprache, insbesondere auch in der Werbung, schon immer fasziniert.
Als Angestellte konnte mir niemand anbieten, was ich wollte, und somit entschied ich mich, dass was ich will, eben einfach selbst zu machen. Gedacht, gemacht – Gitte war zu dem Zeitpunkt in den letzten Zügen ihrer Bachelor-Arbeit des Grafikstudiums und stieg mit ihrer Kompetenz ein.

„Wir können es ja mal probieren.“

Ausschlaggebend für Gitte war, dass beim Einstieg als Angestellte in eine Werbeagentur der Weg bis zur eigentlichen Arbeit am Kunden häufig langwidrig ist. Die Möglichkeit, direkt eigene Aufträge zu bearbeiten, überzeugte sie. (Zum Glück!)

Was macht ihr für eure Kund:innen?

Nadine: Die Eltern waren skeptisch, zwei Frauen, die eine GbR gründen, Stress und Konfliktpotenzial wurden befürchtet und auch das sich eine Werbeagentur im ländlichen Raum nicht etablieren könnte. Doch so eine Werbeagentur wie die Perlenmädchen gibt es hier in der Region kein zweites Mal. Wir bedrucken keine Tassen oder LKW-Planen, wir machen konzeptionelle Arbeit und entwickeln Strategien, Ideen und setzen diese in individuelle Designs um.

„Wenn jemand bei mir anruft und sagt, wir brauchen einen Flyer, sage ich: Das wissen wir doch noch gar nicht.“

Wir fühlen dem Kunden auf den Zahn und schauen dabei auf das große Ganze. Dabei kommunizieren wir ehrlich und offen mit unseren Kunden, um ihre wirklichen Bedarfe zu erkennen und nicht nur das richtige Werkzeug bereit zu stellen, sondern auch das eigentliche Ziel zu erreichen. Das ist einzigartig in unserer Region und wird sehr geschätzt. Dazu gehört auch ein bisschen „Erziehung“, um zu verstehen, an wen sich unser Angebot richtet und was wir eigentlich machen.

Gab es für euch als Frauen besondere Herausforderungen bei der Gründung?

Nadine: Anfangs waren wir nicht ganz so selbstsicher bei der Frage: “Was ist unsere Arbeit eigentlich wert?“, weil wir aus dem Freundes- und Bekanntenkreis zurück gemeldet bekommen haben, dass der Markt doch schon so gesättigt ist und unsere Leistungen vermutlich auch zu teuer. Unsere Kunden sind häufig nicht von hier, sondern an Marketingaktionen in der Region interessiert, um beispielsweise Mitarbeitende zu gewinnen. Hier profitieren Unternehmen, die sich neu ansiedeln oder wo die Geschäftsführung von außerhalb kommt, an unserer Verbundenheit zur Ostprignitz und die entsprechende Identifikation mit dem ländlichen Raum.

Wer war euer erster Kunde?

„Als ich den Hörer aufgelegt hatte, dachte ich zuerst: Oh Gott! Wir können das nicht! Wo hab ich da gerade zugesagt?“

Nadine: Unser erster großer Kunde war eine hier in Wittstock ansässige, große Wohnungsbaugesellschaft. Der Auftrag: Eine vierzigseitige Broschüre. Da bekam ich erstmal Muffensausen. Der erste Auftrag und dann gleich so ein großes Ding. Der Kostenvoranschlag war unserem Ansprechpartner damals überraschender Weise zu wenig, was uns bestätigt hat, unsere Arbeit auch angemessen bezahlen zu lassen.

„Ich sehe es auch als Vorteil, ein Paradiesvogel zwischen klassischen Anzugträgern zu sein.“

Unsere Resonanz, gerade von Männern in Führungspositionen, war sehr positiv. Wir hatten nie den Eindruck, dass wir als Frauen nicht ernst genommen werden, sondern wurden eher unterstützt und bestärkt, dass wir tolle Ergebnisse liefern. Das waren wie gesagt seltener die Wittstocker, sondern Unternehmer von außerhalb, die eine größere Offenheit für unsere Art der Werbung mitbrachten. Ich sehe es auch als Vorteil, ein Paradiesvogel zwischen klassischen Anzugträgern zu sein. Wenn ich bei Kundenmeetings in einen Raum komme, habe ich nie das Gefühl, dass meine auffällige Art aufstößt – im Gegenteil. Ich werde wahr und ernst genommen. Mir ist es jedoch auch nicht wichtig, ob Frau oder Mann, mir ist wichtig, ob wir zusammen arbeiten können, sprich ob eine harmonische Basis gegeben ist.

Welche Netzwerke habt ihr in der Region?

Nadine: Wir haben über die Jahre ein großes Netzwerk zu weiblichen und männlichen Unternehmern aufgebaut. Wir arbeiten bspw. sehr gern mit einer großen EDV-Firma in Neuruppin, die wir ins Boot holen, um für gemeinsame Kunden z.B. Webseiten aufzusetzen oder Apps zu programmieren und so von der gemeinsamen Expertise profitieren. Hier sind schon einige gemeinsame Aufträge entstanden.

Welche Meilensteine, aber auch Tiefpunkte gab es in den vergangenen Jahren?

„Kunden, die wir schon überzeugt hatten, sagten: Ach guck mal, da kommen die Perlenmädchen!“

Nadine: Wir lassen uns immer etwas Besonderes einfallen. Guerilla Aktionen sind unser Ding und diese haben immer zu erfolgreichen Highlights geführt. Manche waren krasser als andere, jedoch haben sie am Ende immer zu positivem Feedback beigetragen und aus jedem „low“ ein „high“ gemacht.

Unser Name zum Beispiel lautete nicht immer Kreativagentur Perlenmädchen. Infiziert vom Großstadtgen wollten wir auch einen internationalen Namen – wir nannten uns „Pearl Communications“. In der Region war das schwierig, weil der Name am Telefon z.B. nicht ausgesprochen werden konnte. So entstand gleich zu Anfang unserer Gründung ein wichtiges Learning für uns. Kunden, die wir schon überzeugt hatten, sagten dann mal: „Ach guck mal, da kommen die Perlenmädchen.“ So haben wir beschlossen, diesen Namen auch zu verwenden. Damit gingen zwar viele Änderungen, inklusive des Corporate Designs, einher, doch es hat sich wirklich gelohnt - mit der Namensänderung kamen tatsächlich auch mehr Anrufe und Aufträge. Hier haben wir auch die örtliche Presse einbezogen und in diesem Zuge für Existenzgründer in der Region den Tipp formuliert, auf englische Unternehmensnamen, im ländlichen Raum zu verzichten. Dies bildet häufig eine unnötige Barriere.

Mittlerweile seid ihr beide Mütter – wie ließ sich das mit dem Unternehmerinnentum vereinen?

Nadine: Die Zeit, als wir beide Eltern wurden, war sehr herausfordernd für uns. Gitte hat eine heute dreijährige Tochter und ich einen zweijährigen Sohn. Er ist quasi in der Pandemiezeit geboren, was als selbstständige Mutter besonders schwierig war. Man erhält als Unternehmerin zu wenig Support. Man fällt durch alle möglichen Raster durch, so haben wir bspw. kein Elterngeld bekommen, wie es in einer Anstellung der Fall ist. Wir hatten immerhin das Glück, dass wir über die Künstlersozialkasse versichert sind und somit wenigstens Mutterschaftsgeld beziehen konnten und von den Beiträgen für die Krankenkassen kurzzeitig befreit waren. Nach der Geburt von Gittes Kind, war ihr Fokus logischerweise bei ihrer Tochter. Hier war es praktisch, dass Gittes Mann auch Grafiker ist und in dieser Zeit für sie einspringen konnte. So konnten Kundenaufträge weiter realisiert werden. Bei uns war es ähnlich, auch mein Mann ist angestellt und bekam Elterngeld, ich war kurze Zeit nach der Geburt wieder arbeiten. Mir hat die Arbeit sofort gefehlt, sodass ich ohnehin keine große Elternzeit in Anspruch genommen hätte. Die Anfangszeit war, auch gerade wegen Corona, dennoch alles andere als einfach für uns. Dennoch haben wir es gewuppt und freuen uns auf die nächsten Perlenjahre! Wir blicken trotz all dem Chaos, welches aktuell im Weltgeschehen passiert, positiv in die Zukunft! ?

Wir danken den Beiden, für das herzliche und ehrliche Interview und sind gespannt auf die nächsten 14 Jahre!

Nadine und Gitte führen ihre etablierte Werbeagentur mit Herzblut und stehen euch bei der individuellen Umsetzung eurer Wünsche und Vorhaben mit vielen Jahren Erfahrung, Kreativität und Mut zur Seite:


perlenmädchen – die kreativagentur
wittstock - hamburg

gröperstraße 33
16909 wittstock

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www.perlen-agentur.de

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